Fühlige Pferde, aus Sicht der Physiotherapie
- anna58733
- 25. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Fühlige Pferde, aus Sicht der Physiotherapie
Im letzten Post berichtete ich von meinen privaten Erfahrungen was den Hufwachstum und die Haltung angeht. Heute möchte ich erklären, warum das ganze ein Teufelskreis ist. Dafür müssen wir ein bisschen intensiver in die Materie einsteigen.
Dass das Pferd etwa 65% seines Körpergewichts auf der Vorhand trägt, hat jeder schon einmal gehört. Das erklärt, warum die meisten Pferde zu erst vorne Probleme bekommen und meistens nur vorne fühlig gehen. Die Vorderhufe müssen mehr Last tragen. Trägt das Pferd keinen Reiter, macht diese Tatsache auch keine Probleme. Aber unsere Pferde sind nun mal zum großen Teil Reitpferde. Hat das Pferd eine anständige Ausbildung genossen, lernt es, alle vier Füße gleichmäßig zu belasten bzw. sich auf die Hinterhand zu setzen. Hat ein Pferd dies nie gelernt, landet der Schub aus der Hinterhand direkt auf den Gelenken der Vorhand. Bei einem gut ausgebildetem Pferd, wird der Schub aus der Hinterhand von der Schultermuskulatur und den Rumpfträger aufgenommen, funktioniert das, hört man ein Pferd leise galoppieren, hat ein Pferd dies nicht gelernt, hört man es laut in der Halle aufkommen. Weitere Anzeichen eines sich nicht tragenden Pferdes sind, häufiges Stolpern, Zehenschleifen, das Pferd legt sich auf den Zügel oder lässt sich nicht gut sitzen.
Zurück zur Anatomie
Hat ein Pferd nun fühlige Hufe, will es nicht gerne auf der Vorhand aufkommen. Es verkrampft seine Schulter- Rumpfmuskulatur in Erwartung des Schmerzes.
Wenn wir als ungeübter Barfußläufer über Schotter laufen sollen, verkrampfen wir uns augenblicklich auch, ohne darüber nachzudenken. Probiert es mal aus und spürt wie weit die Spannung in eurem Körper nach oben geht. Genau das passiert auch im Pfedekörper. Wir haben also einen kleinen Teufelskreis aus verspannter Muskulatur in der Schulter, im Rücken und im Hals. Ist der Rücken schmerzhaft, macht das Reiten keinen Spaß mehr, der Raumgriff geht flöten, die federnde Wirkung lockerer Rumpfmuskulatur ist nicht mehr vorhanden, auch ohne Reiter läuft das Pferd eher verhalten und nicht freudig, und so weiter …

🔹 Fazit
Das bedeutet nicht, jedes Pferd muss mit Eisen, Hufschuhen, etc. rum laufen weil barhuf böse ist. Ganz im Gegenteil. Aber man sollte sein Pferd ernst nehmen wenn es nicht über Schotter laufen will. Mit meinem Kleinen war ich dann viel Spazieren, er durfte laufen wo er wollte, musste aber ab und zu auch auf den Schotter, nicht lange und nicht ständig, aber ich wollte den Hufen den Reiz geben, mehr Horn zu produzieren und sich auf was neues einzustellen. Ganz wichtig war aber, dass er auf dem Platz trotzdem locker laufen konnte und die Schulteraktivität immer frei war. So hatte ich den Spagat zwischen neuem Reiz (sich mit dem Bösen auseinander setzen) und es gar nicht erst dazu kommen lassen, dass der Körper in die Schutzspannung kam.
Super spannend und sehr hilfreich! 😃